Gleichenfeier: Ein Hoch auf das neue Biologiezentrum

Gerade mal ein Jahr nach dem Spatenstich wurde am 23. Oktober die Dachfertigstellung des neuen Biologiezentrums traditionell zelebriert. Ab 2021 werden unter dem neuen Dach für Forschung und Lehre 5.000 Studierende und rund 500 MitarbeiterInnen ihre Arbeitsstätte finden.

50.000 Kubikmeter Erdaushub – das entspricht etwa 3.700 LKW-Transporten – und 11.000 Meter Erdungsleitungen – das ist ca. 80 Mal die Höhe des Stephansdoms. Täglich sind hier 150 Arbeitskräfte am Werk: Die Baustelle in St. Marx, wo das neue Biologiezentrum entsteht, ist mehr als beeindruckend und derzeit eine der größten Wiens. "Es ist ein Referenzprojekt für den dritten Bezirk und die Universitätslandschaft in Wien", so Rektor Engl, der im Rahmen der Gleichenfeier den zahlreichen Personen dankte, die den Bau umsetzen: "Ihnen allen möchte ich für Ihren Einsatz danken!"

Im dritten Bezirk entsteht zwischen Schlachthausgasse, Viehmarktgasse und Erne-Seder-Gasse das neue Biologiezentrum der Universität Wien. (© derknopfdruecker.com)

Gemeinsam mit Regina Hitzenberger und BIG-Geschäftsführer Hans-Peter Weiss traute sich Rektor Engl in 36 Meter Höhe für einen Rundumblick auf den neuen Uni-Standort: "Es ist beeindruckend, was seit der letzten Baustellenbesichtigung passiert ist." Unter dem neuen Dach für Forschung und Lehre werden 5.000 Studierende und rund 500 MitarbeiterInnen ihre Arbeitsstätte finden. "Sie alle werden den Bezirk verändern und auch sehr beleben", so Rektor Engl. Der Kranführer war am Tag der Gleichenfeier jedenfalls gut beschäftigt: Kaum eine/r der Anwesenden ließ sich die Gelegenheit entgehen, Wien von oben zu sehen – Schwindelfreiheit vorausgesetzt.

Anschließend ging es – auf sicherem Boden – ins Herz der Baustelle: Alle Interessierten – darunter auch StudienvertreterInnen und AnrainerInnen – erhielten einen Einblick in die insgesamt 19.000 Quadratmeter Nutzfläche: Eine Fachbibliothek, Seminarräume, Büros sowie eine Mensa werden in den Sockelgeschossen untergebracht sein. Vom Haupteingang erreicht man über ein verglastes Foyer ebenerdig die Servicebereiche mit StudienServiceCenter, Shop und Bibliothek. Zur verkehrsberuhigten Erne-Seder-Gasse hin orientieren sich die großen Hörsäle und eine Mensa mit Außenterrasse. Der vom zweiten bis zum fünften Obergeschoß reichende Forschungsteil ist so konzipiert, dass pro Ebene ein Cluster und zusammenhängende Bereiche der Shared Labs Platz finden.

Nachhaltigkeit wird im neuen Biologiezentrum groß geschrieben: Zur Optimierung des Energieverbrauchs wird die Fassade so kompakt und effizient wie möglich gestaltet. Erstmals bei einem Wiener Laborgebäude wird die Laborabluft zur Wärmerückgewinnung genutzt, sodass mindestens 30 Prozent der benötigten Wärme im Vergleich zu einem herkömmlichen Laborgebäude eingespart werden können. Im Sinne der Nachhaltigkeit wurde der Gebäudekomplex außerdem so flexibel wie möglich geplant, damit auch künftig Umwidmungen oder Aufstockungen stattfinden können. Der Neubau des Biologiezentrums wird klimaaktiv zertifiziert und somit die Einhaltung hochwertiger Standards gewährleistet.

Bis 2021 soll der neue Standort in der Schlachthausgasse 43 im dritten Bezirk fertiggestellt sein. Errichtet wird er von der Bundesimmobiliengesellschaft. BIG-Geschäftsführer Hans-Peter Weiss hieß in seiner Ansprache vor allem Karl Schwaha willkommen, der als vormaliger Vizerektor für Infrastruktur der Universität Wien das Projekt maßgeblich vorangetrieben hat. "Mit 146 Millionen Investitionskosten ist es aktuell eine unserer größten und wichtigsten Baustellen im universitären Bereich", so Weiss.

"An diesem Standort werden Antworten auf die großen Fragen unserer Zeit gesucht – Stichwort Klimawandel und Verschmutzung der Meere." In seiner Rede betonte Rektor Engl außerdem, dass die Laborflächen deshalb so flexibel geplant wurden, damit Umwidmungen, neue Arbeitsgebiete oder neue Geräte schnell und effizient eingebracht werden können. "Die Kooperation mit dem Bezirk hat bisher wunderbar funktioniert. Und in einem Punkt werden Bezirk und Stadt noch federführend sein – und zwar wenn es um die Benennung dieses Platzes geht. Denn Schlachthausgasse und Viehmarktgasse sind für ein Biologiegebäude nicht ganz passend", meinte Engl lachend. "Wir haben daher angeregt, das Gebäude und den Platz nach einem großen, vor wenigen Jahren verstorbenen, Wissenschafter und Ehrendoktor der Universität Wien zu benennen: Carl Djerassi."

Regina Hitzenberger, Vizerektorin für Infrastruktur, erinnerte in ihrer Ansprache daran, dass es vor einiger Zeit an dieser Stelle noch durchgeregnet habe. "Aber bereits damals hat man gesehen, was hier entsteht. Und wann immer ich vorbeischaue, sehe ich etwas Neues", freute sich Hitzenberger, die vor allem jenen dankte, die bei jedem Wetter daran arbeiten, dass "wir als Universität Wien dieses neue tolle Biozentrum bekommen."

Als stellvertretende Bezirksvorsteherin in Wien-Landstraße wies Susanne Wessely darauf hin, dass an diesem Standort ursprünglich ein Gefangenenhaus geplant war. "Was die AnwohnerInnen natürlich nicht sehr freute." Stattdessen nun ein Universitätsgebäude zu erhalten, sei grandios. "Selbst wenn manchen die Uni ebenfalls wie ein Gefangenenhaus vorkommen mag", scherzt sie. Die Menschen seien anfangs im Hinblick auf das große Bauvorhaben und den damit verbundenen Baulärm zwar etwas besorgt gewesen. "Doch nun, da sie sehen, dass die Arbeiten sehr schnell vorangehen, freuen sie sich auf die Uni", erzählt Wessely und dankt allen für ihre Arbeit.